Finnische Frischzellenkur von Daniel Kobras
Tübinger Linux-User bringen PC auf Touren
(dk). Unkomfortable Bedienung, triste Optik und kryptische Befehle -
das Computerbetriebssystem UNIX übte lange Jahre auf unbedarfte Nutzer
nicht mehr Reiz aus als eine Steuererklärung. Von hartgesottenen
Computerfreaks für ihresgleichen geschrieben, war es zwar äußerst
leistungsfähig, aber auch ebenso kompliziert. Doch die Zeiten ändern
sich: Mit der UNIX-Variante Linux steht inzwischen ein
Betriebssystem zur Verfügung, das auch dem heimischen PC das Optimum
an Leistung zu entlocken vermag und dennoch einfach zu bedienen
ist. Am Samstag,
den 9. Mai bietet die Linux User Group Tübingen Einblicke und
handfeste Hilfestellungen bei den ersten Schritten in die neue Computerwelt.
Als der finnische Informatikstudent Linus Torvalds vor sieben Jahren
die erste Version seines Betriebssystems Linux fertigstellte, hatte er
kein kommerzielles
Interesse im Sinn; es war im Grunde nicht mehr als ein Studienobjekt,
eine Fingerübung. Dem Internet ist es zu verdanken, daß zahlreiche
Programmierer weltweit das Projekt aufgriffen und gemeinsam immer
weiter verbesserten. Das Resultat ist ein Betriebssystem, das die
PC-Hardware bis an die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit
ausreizt. Verbreitet ist es deshalb vor allem an Universitäten, wenn
viel Rechenleistung zum kleinen Preis gefragt ist. Denn wer Linux
benutzt, muß nicht tief in die Tasche greifen. Via Internet sind das
Betriebssystem und zahllose Anwendungsprogramme kostenlos zu haben,
ausführlich dokumentierte Versionen auf CD-ROM gibt es in der Regel
für zweistellige Beträge.
Achillesferse von Linux war lange die nahe Verwandtschaft zum auf den
ersten Blick unübersichtlichen UNIX. In letzter Zeit jedoch
konzentrieren sich mehr und mehr Softwareentwickler darauf, dem
Betriebssystem ein freundliches Gesicht zu verleihen. Graphische
Oberflächen statt vertrackter Textzeilen machen Linux zu einer echten
Alternative, sowohl für den Bürocomputer wie für den Rechner
daheim. Den nötigen Leistungsumfang besitzt Linux seit langem:
Netzwerk- und Internetfähigkeit gehören zum Standardumfang, Software
vom Musikprogramm bis zum Office-Paket wurde teils aus dem
UNIX-Bereich übertragen, teils eigens für Linux entwickelt. Ein
weiterer Pluspunkt ist das Thema Sicherheit. Während beispielsweise
das weit
verbreitete Windows in jüngster Zeit wiederholt durch
erfolgreiche Internet-Attacken von Hackern in die Schlagzeilen
geriet, gilt Linux ebenso wie UNIX in dieser Hinsicht als
außerordentlich robust.
Die Linux User Group Tübingen (LUGT) wird diese und noch mehr
Vorzüge des Betriebssystems im Rahmen einer Installationsschau am
9. Mai im Botanischen Institut (Auf der Morgenstelle 1, Tübingen)
ab 10 Uhr
vorführen. Demonstriert werden unter anderem verschiedene
Internetdienste, graphische Benutzeroberflächen oder die Vernetzung mit
Rechnern anderer Betriebssysteme. Erfahrene LUGT-Mitglieder helfen
bei den ersten Schritten hin zu Linux oder geben Tips
zur optimalen Konfiguration. Wer will, kann sich Linux vor Ort auf
seinem Computer installieren lassen. Dazu ist es jedoch erforderlich,
sich vorab anzumelden unter der Telefonnummer 07071-760 283, via E-Mail
instschau98@tuebingen.linux.de, im WWW unter http://www.tuebingen.linux.de/instschau98/
oder als Fax unter 07129-932 726.